Wie ich filme und Kino erlebe und genieße
Heute möchte ich mit euch meine persönlichen Erfahrungen als sehbehinderter Film-, Fernseh- und Kinofan teilen. Das ist für mich nicht nur ein Hobby, sondern auch eine Herausforderung, die ich täglich meistere. In diesem Beitrag werde ich nicht nur meine Strategien offenlegen, sondern auch darüber sprechen, wie ich als sehbehinderter Nutzer Filme, Serien und Kinobesuche erlebe. Die Wahrnehmung dieser Medien ist für uns Sehbehinderte oft anders, und ich möchte euch einen Einblick geben, wie ich das alles so erlebe.
Zunächst muss man sagen, jede Sehbehinderung ist anders. Nur weil ich bestimmte Dinge noch sehen kann, kann es sein, dass andere, die genau die gleiche Prozentzahl und damit vermeintlich genauso gut sehen wie ich, diese Dinge nicht oder ganz anders wahrnehmen. Das liegt daran, dass es sehr viele unterschiedliche Augenerkrankungen gibt und das Gesichtsfeld sehr wenig oder auch sehr viel eingeschränkt sein kann. Es macht natürlich auch einen Unterschied, ob man auf einem oder auf beiden Augen sehen kann, wie verschwommen bzw. scharf man sieht und ob man eher in die Ferne oder in die Nähe schauen kann.
Beim Streamen, Fernsehen oder Kinobesuch stehen mir einige Hürden im Weg. Ein normaler zwei Stunden langer Film kann für andere ein Vergnügen sein, für mich mit einem Sehrest von nur 25 % ist es jedoch eine echte Herausforderung. Insbesondere bei indischen Filmen mit langen Laufzeiten, vielen Tanzszenen und bunten Farben wird es komplex. Die schnellen Wechsel von farbenfrohen zu dunklen Szenen machen es noch anspruchsvoller.
Trotz meiner begrenzten Sehkraft und einem eingeschränkten Gesichtsfeld gelingt es mir, vor allem,
wenn ich nah am Fernseher sitze, doch erstaunlich viel auch visuell zu erfassen. Meine Familie staunt manchmal darüber, was ich noch wahrnehmen kann. Beim Kinobesuch bevorzuge ich es, weiter hinten zu sitzen, um die gesamte Leinwand besser sehen zu können. Zwar entgehen mir dadurch feine Details, aber die grobe Handlung und Action kann ich besser erfassen.
Audiodeskriptionen sind für mich unglaublich wichtig. Plattformen wie Netflix und Disney+ bieten Filme mit solchen Beschreibungen an, aber leider nicht immer bei den neuesten Titeln. Auch für den Kinobesuch gibt es spezielle Apps für sehbehinderte Besucher, die entsprechende Beschreibungen der Handlung ausgeben können. Es gibt aber nicht für alle Filme Audiodeskriptionen, weshalb man vorab immer schauen muss, ob der gewünschte Film in der App unterstütz wird oder nicht.
Es gibt auch die Möglichkeit, den Filmabend zu Hause mit sehenden Freunden zu genießen und bei Bedarf kurz nachzufragen, was gerade passiert. Gerade bei Filmen ohne Audiodeskription nehme ich das ab und an in Anspruch, Freunde haben in der Regel dafür Verständnis und sind dann auch gerne bereit, die Wiedergabe kurz zu unterbrechen und etwas zu erläutern, was die eigene Sehkraft nicht mehr hergibt. Im Kino versuche ich das natürlich zu vermeiden, um die anderen Besucher nicht zu stören.
Ich hoffe, dass dieser Beitrag euch einen persönlichen Einblick in meine Herausforderungen und Strategien beim Medienkonsum als Sehbehinderter bietet. Kommentiert gerne und tauscht euch im Forum aus. Vielen Dank für eure Zeit.